Klimawandel - Künstliche Eisberge für die Arktis
Nachhaltigkeit
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Die Erwärmung der Ozeane gehört zu den bedrohlichsten Folgen des Klimawandels. Da steigende Meerestemperaturen sowohl zu Tiersterben wie auch zu Wetterextremen führen können, hat ein indonesischer Architekt einen kreativen Vorschlag zur vermeintlichen Lösung des Problems entwickelt: Faris Rajak Kotahatuhaha möchte die brüchige Eisdecke in der Arktis wieder schließen, indem er Meerwasser einfriert.
U-Boote tauchen durch die Arktis, nehmen über Luken Meerwasser auf und lassen es anschließend zu 5 m hohen und 25 m breiten Eisschollen gefrieren: Aus dieser ausgefallenen Idee könnte in einigen Jahren Wirklichkeit werden, wenn es nach Faris Rajak Kotahatuhaha geht. „Probleme, die sich mit konventionellen Mitteln nicht lösen lassen, brauchen andere und manchmal auch radikale Lösungsansätze“, meint der 30-Jährige. „Wer seinen Gedanken zu enge Grenzen setzt, lässt Innovationen keinen Raum.“ Eine Überzeugung, die sich auch auf seine Arbeit auswirkt: Kotahatuhaha hat sich angewöhnt, vermeintliche Beschränkungen zunächst zu ignorieren und seinen Ideen freien Lauf zu lassen – um dann später zu überprüfen, ob sie sich technisch überhaupt umsetzen lassen. So ist auch das Designprojekt zur Arktis entstanden, das er mit zwei befreundeten Architekten entwickelt hat und für das er 2019 mit dem 2. Preis beim internationalen Designwettbewerb der Association of Siamese Architects ausgezeichnet wurde. Ursprung dieses Weges war ein simpler Geistesblitz: „Als ich vor einiger Zeit eine Visualisierung von Eisschollen gesehen habe, habe ich mich gefragt: Wenn die Pole schmelzen, warum frieren wir sie dann nicht einfach wieder ein?“
Sein Grundprinzip sähe folgendermaßen aus: Nachdem U-Boote unter Wasser Meerwasser aufgenommen haben, soll dieses mittels Umkehrosmose entsalzt und in einem sechseckigen Behälter gefroren werden. Zwar seien die Temperaturen in der Arktis derzeit noch niedrig genug, um aus Süßwasser Eis zu machen, um den Prozess aber zu beschleunigen, schlägt Kotahatuhaha ein elektrisches System zur Kühlung vor. Die dabei entstehende Wärme könnte isoliert und wieder in elektrische Energie zurückgeführt werden, um so einen Energiekreislauf zu erzeugen. Sobald die künstlich produzierten „Eisbabys“, wie er die Blöcke nennt, gefroren sind, werden sie ausgesetzt. Dabei soll ihre sechseckige Anordnung dafür sorgen, dass sie sich besser zusammenführen lassen und letztlich wieder eine geschlossene Eisdecke bilden. Der kreative Architekt, der betont, dass seine Idee noch nicht wissenschaftlich zu Ende gedacht ist, möchte mit dieser Methode nicht nur dem Anstieg des Meeresspiegels entgegenwirken. „Uns geht es insgesamt darum, das polare Ökosystem wiederherzustellen, das unmittelbare Auswirkungen auf das Gleichgewicht des globalen Klimas hat“, erläutert er. „Denn je mehr Oberfläche in den Polarregionen mit weißem Eis bedeckt ist, umso mehr Sonnenlicht wird reflektiert und umso geringer ist die Absorption der einfallenden Sonnenenergie.“
Das Konzept des Architekten geht gedanklich bereits über die reine Eisschollen-Produktion hinaus: In den U-Booten könnte etwa ein Unterwasser-Hotel integriert sein, das zur Finanzierung des Vorhabens beiträgt.
Das Besondere an dem Projekt ist aus seiner Sicht, dass eines der großen Probleme der Gegenwart mit der von ihm vorgeschlagenen Methode direkt bei der Wurzel gepackt werde: „Wenn es uns gelingt, das so umzusetzen, müssen wir nicht an tausenden Stellen der Welt durch den Bau von Deichen in die Umwelt eingreifen“, macht er deutlich. Das wäre ganz in seinem Sinn, denn Umweltfragen liegen ihm ganz besonders am Herzen – was unter anderem in seiner vom Meer umgebenen Heimat begründet liegt. Aufgewachsen auf der Insel Ambon, einem nach seinen Worten „unentdeckten Paradies“ in den Molukken, erkannte er früh, wie schön die Natur ist und dass es für deren Erhalt nachhaltiges Handeln braucht. Denn die Folgen des Klimawandels wären hier noch direkter spürbar als anderswo. In seiner Kindheit zeigten ihm seine Eltern die umliegenden Strände und brachten ihm den Wassersport nahe, zuhause baute er mit Legosteinen Häuser und Häfen. „Das hat mich dazu inspiriert, Architekt werden zu wollen. Und zwar einer, der nicht nur Hochhäuser baut, sondern auch Innovationen für die Natur und insbesondere das Meer entwickelt.“
Die potenziell überschwemmten Gebiete nach dem Abschmelzen der Polkappen in einer Animation von Faris Kotahatuhaha. Die Sorge vor diesem Zustand brachte ihn auf die Idee der künstlichen Eisberge.
Das Besondere an dem Projekt ist aus seiner Sicht, dass eines der großen Probleme der Gegenwart mit der von ihm vorgeschlagenen Methode direkt bei der Wurzel gepackt werde: „Wenn es uns gelingt, das so umzusetzen, müssen wir nicht an tausenden Stellen der Welt durch den Bau von Deichen in die Umwelt eingreifen“, macht er deutlich. Das wäre ganz in seinem Sinn, denn Umweltfragen liegen ihm ganz besonders am Herzen – was unter anderem in seiner vom Meer umgebenen Heimat begründet liegt. Aufgewachsen auf der Insel Ambon, einem nach seinen Worten „unentdeckten Paradies“ in den Molukken, erkannte er früh, wie schön die Natur ist und dass es für deren Erhalt nachhaltiges Handeln braucht. Denn die Folgen des Klimawandels wären hier noch direkter spürbar als anderswo. In seiner Kindheit zeigten ihm seine Eltern die umliegenden Strände und brachten ihm den Wassersport nahe, zuhause baute er mit Legosteinen Häuser und Häfen. „Das hat mich dazu inspiriert, Architekt werden zu wollen. Und zwar einer, der nicht nur Hochhäuser baut, sondern auch Innovationen für die Natur und insbesondere das Meer entwickelt.“
Die potenziell überschwemmten Gebiete nach dem Abschmelzen der Polkappen in einer Animation von Faris Kotahatuhaha. Die Sorge vor diesem Zustand brachte ihn auf die Idee der künstlichen Eisberge.
Seine Freunde würden ihn vermutlich als Idealisten bezeichnen, meint Faris Rajak Kotahatuhaha. Er selbst sieht sich jedoch gleichermaßen auch als Realist. „Ich setze in meinem Berufsalltag ja auch ganz normale Projekte um“, erläutert er. Tatsächlich gebe es aber gerade für Architekten viele Wettbewerbe, bei denen utopische und irrationale Designs gefragt seien. Für ihn gute Gelegenheiten, frei zu denken. „Und wer weiß, vielleicht werden manche dieser Visionen ja eines Tages zu realistischen Projekten.“ Das wünscht er sich auch für seine Arktis-Idee. Bis es so weit ist, sind allerdings noch viele Fragen zu beantworten. Wie viele U-Boote wären erforderlich, um überhaupt einen Effekt zu erzielen? Mit welcher Energiequelle ließen sie sich emissionsfrei betreiben? Welche technischen und logistischen Herausforderungen müssten gelöst werden? Und wie teuer wäre das Ganze? „Zu diesen Fragen müssen wir jetzt weiter forschen, und dafür braucht es die Zusammenarbeit von Fachleuten aus unterschiedlichen Gebieten.“ Aktuell bemüht sich der Querdenker um Geldmittel, um diese Forschung zu finanzieren. „Und wenn am Ende dabei herauskommt, dass eine Umsetzung des Projekts nicht machbar ist, können wir die Idee immer noch für die Zukunft aufbewahren. Manchmal sind Dinge nur deswegen unmöglich, weil die Technologie noch nicht reif dafür ist – und das kann sich ja schließlich ändern.“
Faris Rajak Kotahatuhaha (30) schloss 2012 sein Architekturstudium an der Universitas Islam Indonesia in Yogyakarta ab und arbeitete anschließend mehrere Jahre für eines der führenden Architekturbüros Indonesiens, beteiligte sich an Stadtentwicklungsprojekten und plante verschiedene mehrgeschossige Wohn- und Geschäftsgebäude.
Text: Anne-Katrin Wehrmann
Copyrights: Faris Rajak Kotahatuhaha (Eisschollen), GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH (Grafik)