FemTech: Die Gesundheit der Frau im Fokus
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Die medizinische Versorgung fairer gestalten und ein Bewusstsein für weibliche Selbstbestimmung schaffen: Mit FemTech wird die Gesundheitsbranche um eine neue und wichtige Kategorie erweitert.
Es geht um nicht weniger als eine geschlechtersensiblere klinische Forschung. Female Health Technology – kurz FemTech – umfasst den Anspruch vieler Forscher:innen und Hersteller:innen, ein neues Bewusstsein rund um die Gesundheit von Frauen zu schaffen. Von der Diagnostik über die Medikamentierung bis hin zu Therapien.
Die biologisch-weiblichen Bedürfnisse unterscheiden sich von denen der Männer. Dass jedoch die Pharmakokinetik, also die Wechselwirkung zwischen Arzneimittel und Körper, von Geschlecht zu Geschlecht verschieden ist und daher Einfluss auf die Medikamentengabe haben sollte, stand lange Zeit auf einem anderen Blatt Papier – nur eben nicht auf den entsprechenden Beipackzetteln. Die Folge: nicht unerhebliche Überdosierungen, die häufig gesundheitsschädlich oder gar lebensbedrohlich für Frauen sein konnten.
Studien* zeigen, dass die Forschungs- und Versorgungslücken zahlreich sind. Diese Datenlücke, auch Gender-Data-Gap genannt, spiegelt die jahrelange Praxis wider, nach der Frauen im gebärfähigen Alter bei medizinischen Studien aufgrund ihrer hormonellen Schwankungen nicht berücksichtigt wurden. In den USA wurden sie bis 1993 konsequent ausgeschlossen. Auch heute sind lediglich 19 Prozent der in Studien Befragten weiblich.
Das Ziel der FemTech-Bewegung ist es, Frauen entsprechend ihrem Anteil an der jeweiligen Erkrankung in Studien einzuschließen und Lösungen für spezifisch weibliche Gesundheitszustände zu finden. So stehen Themen wie Schwangerschaft, Menstruation, Becken- und Sexualgesundheit, Fruchtbarkeit, psychische Gesundheit und Menopause im Fokus. Aber ebenso Krankheiten, von denen Frauen überproportional betroffen sind, wie etwa Osteoporose und Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Das amerikanische Gesundheitsunternehmen Jessie Health bietet virtuelle Gesundheits-Services an, die Frauen an den zuständigen Facharzt oder die Fachärztin vermitteln. Smarte Armbänder, die Hitzewallungen tracken oder Apps, die an die Einnahme der Antibabypille erinnern, professionelles Frühgeburten-Scanning und intelligente Tampons, die Informationen zu gesundheitlichen Problemen und künftig Aufschluss zur Diagnose von Gebärmutterkrebs geben könnten. So lauten nur einige Beispiele der boomenden Branche und zahlreicher Start-ups.
Gemeinsam treiben sie die Entwicklung technologisierter Programme voran, die explizit auf die gesundheitlichen Bedürfnisse des weiblichen Geschlechts ausgerichtet sind. Wenig verwunderlich hat die Finanzierung in Start-ups somit stetig zugenommen. Bis 2030 werden Investitionen im Bereich von 3 bis 9 Milliarden US-Dollar erwartet. Dies zeigt, dass FemTech ein Markt ist, der riesiges Wachstumspotenzial bietet. Eine genaue Prognose darüber, inwiefern FemTech die Gesundheitsindustrie verändern wird, wäre derzeit jedoch noch zu vage. Aber die aktuelle Unterversorgung bei verschiedenen Krankheitsbildern von Frauen ist ebenso Fakt wie der Umstand, dass in weiten Teilen der Gesellschaft ein Umdenken zu beobachten ist.
Brunel unterstützt den wertebasierten Aufbruch für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin. Nicht nur in der Gesundheitswirtschaft, sondern auch in der Forschung und in der Technologiebranche sind Frauen noch unterrepräsentiert. Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und eine große Spanne zur beruflichen Entfaltung bieten wir mit einer Karriere im Life-Sciences-Bereich. So gestalten wir den Wandel maßgeblich mit.
Autorin: Elisabeth Stockinger
* Global Gender Gap Report 2022.