Zahlreiche Industrien und Unternehmen sind auf erfahrene Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieure angewiesen, um neue Verfahren, Stoffe und Produkte herstellen zu können. Es gibt somit praktisch keine produzierende Branche, die auf das Chemie-Ingenieurwesen verzichten kann. Denn es bildet die Schnittstelle zwischen der klassischen Chemie und der Industrie. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind für Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieure ausgesprochen vielseitig. Sie können in verschiedenen Branchen arbeiten, ob für einen internationalen Konzern oder ein Unternehmen aus dem Mittelstand. Doch was genau machen Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieure und welche Voraussetzungen sind für diesen Beruf nötig?
Typische Aufgaben als Chemie-Ingenieur:in
Die Aufgaben von Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieuren sind gleichermaßen spannend und anspruchsvoll. Das Aufgabenfeld umfasst die Entwicklung, Optimierung und Implementierung chemischer Prozesse und Produkte. Die Arbeit findet hauptsächlich in der chemischen Industrie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelttechnik statt. Dabei sind sie sowohl in der Forschung und Entwicklung als auch in der Produktion und Qualitätssicherung tätig.
Die Tätigkeit von Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieuren erfordert ein tiefes Verständnis chemischer Prozesse, technisches Know-how und die Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse in praktische Anwendungen umzusetzen. Zu den typischen Aufgaben gehören unter anderem:
- Planung, Leitung und Realisierung von Laboruntersuchungen
- Entwicklung neuer Test- und Herstellungsverfahren für Chemikalien
- Messtechnische Planungen von verschiedenen Prozessen
- Durchführung von computer- und KI-gestützten Simulationen
- Qualitätskontrolle von Produkten und Verfahren
Je nach Branche, Unternehmen und Position gibt es viele weitere Aufgaben, die als Chemie-Ingenieur:in übernommen werden können. Langeweile kommt in diesem Berufszweig ganz sicher nicht auf.
Wie Chemie-Ingenieur:in werden?
So wie in allen anderen Engineering-Berufen erfolgt die Qualifizierung über ein abgeschlossenes Studium des Chemie-Ingenieurwesens. Studiengänge wie chemische Verfahrenstechnik oder Industriechemie kommen ebenfalls infrage. Nach dem Bachelor-Studium besteht die Möglichkeit, das Fachwissen in einem Masterstudiengang zu vertiefen und sich weiter zu spezialisieren. Ein Master-Abschluss kann Einstiegsgehälter und Karrierechancen positiv beeinflussen.
Berufspraktika während des Studiums sowie Auslandsaufenthalte können ebenfalls vorteilhaft sein, auch wenn sie oft nicht zum Pflichtprogramm einer Ausbildung im Chemie-Ingenieurwesen gehören. Nach dem Abschluss stehen einem dann sprichwörtlich alle Türen offen für einen erfolgreichen Einstieg in die Berufswelt. Jobs als Chemie-Ingenieur:in gibt es in den verschiedensten Branchen, sodass sie den Tätigkeitsbereich entsprechend der eigenen Spezialisierung oder Vorliebe auswählen können. Einige Beispiele für mögliche Spezialisierungen:
- Elektrochemie: Wechselwirkung zwischen Chemie und Elektrik
- Verfahrenstechnik: Kombination und Veränderung von Stoffen
- Bioverfahrenstechnik: Einbezug natürlicher bzw. organischer Stoffe
- Lebensmitteltechnik: Aromen und bessere Haltbarkeitsmethoden
- Werkstofftechnik: Entwicklung und Produktion von Werkstoffen
Qualifikationen für die Tätigkeit als Chemie-Ingenieur:in
Neben einem abgeschlossenen Studium sind für eine erfolgreiche Karriere als Chemie-Ingenieur:in weitere Qualifikationen und Fähigkeiten nötig.
- tiefes Verständnis chemischer Prozesse und technischer Verfahren
- Fähigkeiten in Mathematik und Statistik für die Analyse und Modellierung von Prozessen
- Erfahrung mit branchenspezifischer Software, wie z. B. CAD-Systeme für Prozessdesign oder Simulationssoftware
- Praktische Erfahrung mit Labortechniken und -instrumenten, insbesondere für Forschung und Entwicklung
- Verständnis von Sicherheits- und Qualitätsstandards sowie Kenntnisse relevanter Industrienormen und -richtlinien
- Fähigkeiten im Projektmanagement, einschließlich Planung, Durchführung und Kontrolle
- gute Englischkenntnisse, insbesondere in größeren Unternehmen mit internationalem Geschäft
Diese Hard Skills ermöglichen es Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieuren, effektiv in Forschung, Entwicklung und Produktion zu arbeiten und innovative Lösungen in der chemischen Industrie und darüber hinaus zu entwickeln.
Welche Soft-Skills sind als Chemie-Ingenieur:in wichtig?
Für eine erfolgreiche Tätigkeit als Chemie-Ingenieur:in sind neben den fachlichen Qualifikationen auch diverse Soft Skills von Bedeutung. Wichtig sind vor allem Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke, da Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieure häufig in interdisziplinären Teams agieren und mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten müssen. Speziell für Positionen mit Projektleitung können ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten, ein souveränes Auftreten und Konfliktlösungsfähigkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor sein.
Problemlösungskompetenz ist ebenfalls entscheidend, damit Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieure komplexe Herausforderungen bewältigen und innovative Lösungen finden können. Analytisches Denken hilft ihnen, Daten korrekt zu interpretieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind ebenso wichtig, da sich die Technologien und Methoden in der Chemie ständig weiterentwickeln. Darüber hinaus sind Organisationsfähigkeit und ein gutes Zeitmanagement unerlässlich, um Projekte effizient und termingerecht durchzuführen
Zuletzt darf es nicht an der nötigen Kreativität fehlen, denn in dem Beruf ist es erforderlich, neue Lösungsansätze zu finden und dafür über den Tellerrand hinauszuschauen. Deutschland ist im Bereich der chemischen Industrie ein starker Innovationstreiber – Chemie-Ingenieurinnen und -Ingenieure stehen somit an der Spitze der technologischen Entwicklung. Sie haben die Möglichkeit, an bahnbrechenden Forschungsprojekten und innovativen Prozessen zu arbeiten, die globale Auswirkungen haben können.