Um zu verstehen, was SAP-Berater:innen machen, ist es sinnvoll, zunächst einmal zu klären, was die Abkürzung SAP eigentlich bedeutet. Ursprünglich stand sie für „Systemanalyse Programmentwicklung“ – wie sich ein Softwareunternehmen aus Walldorf in Baden-Württemberg in seinen Anfängen in den 1970er Jahren nannte. Heute kennt fast jeder den multinationalen Konzern SAP, der über 100.000 Angestellte in mehr als 150 Ländern beschäftigt. Das deutsche DAX-Unternehmen gehört vor allem dank seiner standardisierten „Enterprise Resource Planning“-Software (ERP) mittlerweile zu den größten Technologiekonzernen der Welt.
Dass sich im Laufe der Jahre mit den SAP-Berater:innen ein eigenständiger Beruf entwickelt hat, macht deutlich, wie verbreitet die Produkte des Global Players sind. Dieser Erfolg geht in erster Linie auf die SAP-Unternehmenssoftware zurück, die Betrieben ein zentrales Datenmanagement ermöglicht. Im Gegensatz zu Anwendungen, bei denen jede Abteilung auf eine eigene Datenbank zugreift, erlaubt die SAP-Software – sofern gewünscht – allen Abteilungen Echtzeiteinblicke in die gesamten Daten des Betriebs. Dadurch lassen sich Informationsflüsse und Abläufe beschleunigen, IT-Kosten und Datenfehlerrisiken senken und komplexe Geschäftsprozesse effizienter verwalten.
So bietet die ERP-Software von SAP Anwendungen für alle wichtigen Geschäftsbereiche wie etwa Personalwesen, Beschaffung, Produktion, Materialwirtschaft, Finanzwesen, Marketing und Vertrieb. Die vollständig integrierte IT-Lösung unterstützt Unternehmen dabei, ihre Produktivität und damit ihre Gewinne zu steigern. Daher wird zum Beispiel auch im Industrial Engineering häufig damit gearbeitet.
SAP-Berater:in – was ist das?
Obwohl es sich bei der Software von SAP um standardisierte Produkte handelt, sind diese dennoch sehr komplex. Das liegt unter anderem daran, dass sie sich auf das jeweilige Unternehmen und seine speziellen Anforderungen und Prozesse zuschneiden lassen. An dieser Stelle kommen technische SAP-Berater:innen (auch SAP-Consultants genannt) ins Spiel: Sie unterstützen Unternehmen bei der Auswahl, Anpassung und Integration der Software. Dabei können sie projektbezogen für unterschiedliche Unternehmen arbeiten oder in einem Unternehmen als Inhouse-SAP-Berater:in oder -Administrator:in fest angestellt sein.
SAP-Berater:innen werden nicht nur im Finanz- und Versicherungswesen oder im Telekommunikations- und IT-Bereich gesucht, sondern auch in vielen industriellen Branchen wie Automotive, Elektrotechnik, Maschinen- und Anlagenbau, chemische Industrie, Logistik oder Erneuerbare Energien. Stellen finden sich bei großen Konzernen, aber auch bei mittelständischen Unternehmen. Manche SAP-Berater:innen spezialisieren sich auf einzelne Branchen, andere auf Teilbereiche der Software. Dementsprechend sind sie entweder im gesamten Unternehmen im Einsatz oder nur in bestimmten Abteilungen.
Da das Optimieren von Geschäftsprozessen in nahezu allen Branchen unverzichtbar ist und die Digitalisierung dafür die passenden Werkzeuge bereitstellt, sind SAP-Berater:innen aktuell sehr gefragt. Denn die komplexe Unternehmenssoftware lässt sich ohne sie nicht gewinnbringend im Unternehmen implementieren. Je tiefer das Fachwissen und je höher die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden, desto größer sind die Karriereaussichten und Verdienstmöglichkeiten für technische SAP-Berater:innen.
Was sind typische Aufgaben von SAP-Beraterinnen und -beratern?
Wer SAP-Berater:in werden möchte, sollte sich auf einen vielseitigen Arbeitsalltag mit komplexen Herausforderungen einstellen. Das gilt insbesondere für die projektbasierte Arbeit in wechselnden Unternehmen. Aber was machen SAP-Berater:innen genau? Je nach Branche und eventuell vorhandener Spezialisierung kommen auf SAP-Berater:innen unterschiedliche Aufgaben zu. Üblicherweise gehören die folgenden Tätigkeiten zum Berufsbild:
Analysieren von Unternehmensprozessen und Anforderungen: Um herauszufinden, welche SAP-Software für das jeweilige Unternehmen geeignet ist, müssen SAP-Berater:innen zunächst die aktuellen Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe kennenlernen und analysieren. Dabei ist betriebswirtschaftliches Know-how gefragt. Anhand der Ergebnisse ermitteln sie schließlich den Bedarf – zum Beispiel, in welchen Geschäftsbereichen die Software eingesetzt werden soll und welche Anforderungen sie erfüllen muss, um auf die Unternehmensziele einzuzahlen.
Anpassen und Integrieren der Software: Nachdem sie die geeignete SAP-Software inklusive bestimmter Anwendungen und Lizenzen ausgewählt haben, konfigurieren SAP-Consultants diese und passen sie bei Bedarf noch weiter an. Dieser Vorgang nennt sich Customizing. Darauf spezialisierte Fachkräfte werden häufig auch SAP-Ingenieurinnen und -Ingenieure oder -Entwickler:innen genannt. SAP-Berater:innen beschäftigen sich außerdem mit der Migration der Daten und sorgen dafür, dass sich die Software nahtlos in die Unternehmensprozesse einfügt und reibungslos läuft.
Vermittlung zwischen Fachabteilungen und Schulung der Nutzer:innen: SAP-Berater:innen sitzen häufig an der Schnittstelle zwischen IT, Betriebswirtschaft und Personalwesen. Damit die Einführung der Software erfolgreich ist, gehört es auch zu den Aufgaben von SAP-Beraterinnen und -beratern, die künftigen Nutzer:innen entsprechend zu schulen und ihnen die Vorteile zu vermitteln. Im Zuge dessen erstellen sie bei Bedarf auch unterstützende Handbücher, Schulungsmaterialien und Dokumentationen.
Betreuung und Weiterentwicklung der Software: Häufig ist der Job als SAP Berater:in mit der Einführung der Unternehmenssoftware nicht erledigt. Besteht zum Beispiel ein längerfristiger Beratungsvertrag, leisten SAP-Berater:innen weiterhin technischen Support – etwa bei auftretenden Fehlern – und kümmern sich um die kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der Software im jeweiligen Unternehmen.
SAP-Berater:in werden: Ausbildung und Chancen für Quereinsteiger:innen
Auf die Frage, wie man SAP-Berater:in wird, gibt es nicht die eine Antwort. Ein Grund dafür ist, dass die Jobbezeichnung nicht geschützt ist – und so führen unterschiedliche Wege in diesen Beruf. Wer SAP-Berater:in werden möchte, sollte grundsätzlich technisches und betriebswirtschaftliches Wissen mitbringen. Daher setzen viele Arbeitgeber in Stellenangeboten von SAP Berater:innen ein entsprechendes Studium voraus, beispielsweise in Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Informatik oder Wirtschaftsinformatik. Auch der SAP-Konzern selbst bietet ein duales Masterprogramm an. Aber auch Ausbildungen wie etwa die als Fachinformatiker:in oder als geprüfte:r IT-Berater:in können eine Grundlage bilden.
Demnach haben auch Quereinsteiger:innen Chancen, sich für diesen Beruf zu qualifizieren. Denn neben betriebswirtschaftlichem und technischem Verständnis entscheiden auch die erworbenen IT- und SAP-Kenntnisse darüber, ob SAP-Berater:innen bei Bewerbungen erfolgreich sind. Darum sind einschlägige Weiterbildungen, Praktika und Berufserfahrung essenziell. So lassen sich zum Beispiel direkt bei SAP oder bei anderen zertifizierten Bildungseinrichtungen Kurse, Seminare und Trainings absolvieren, um die nötigen Software-Skills zu erlernen. Dazu gehören neben den SAP-Systemen unter anderem auch Programmier- und Datenbanksprachen. Auch schreiben manche Arbeitgeber spezielle SAP-Traineeprogramme oder Junior-Stellen aus.
Welche Hard und Soft Skills erwarten Arbeitgeber von SAP-Beraterinnen und -beratern?
Die fachlichen Kompetenzen, die SAP-Berater:innen im Job mitbringen müssen, liegen wie bereits angedeutet vor allem in der Betriebswirtschaft und im IT-Bereich. Ohne hinreichende BWL-Kenntnisse wären SAP-Consultants nicht in der Lage, unternehmensinterne Abläufe, Prozesse oder auch Strategien und Ziele zu verstehen. Je nach Branche ist auch technisches Verständnis von Vorteil – etwa bei Industrieunternehmen in der Fertigung.
Um Unternehmen mithilfe der Software effizienter zu machen, benötigen technische SAP-Berater:innen auch weitreichende Hard Skills in Sachen IT. Dazu gehören nicht nur ein tiefes Fachwissen, was die Anwendungen von SAP angeht, sondern auch Kenntnisse in Programmier- und Datenbanksprachen wie zum Beispiel ABAP oder SQL oder der sichere Umgang mit Prozessmodellierungstools, IT-Hardware und Servern. Häufig umfasst die gewünschte Berufspraxis auch Erfahrungen im Bereich Prozess- und Projektmanagement (zum Beispiel agile Methoden wie Scrum) sowie sehr gute Englischkenntnisse.
Was die Soft Skills angeht, so schätzen Arbeitgeber Bewerber:innen mit analytischer und lösungsorientierter Denkweise, die strukturiert und selbstständig arbeiten können. Kommunikationsstärke und Einfühlungsvermögen sind ebenfalls wichtige Eigenschaften: SAP-Berater:innen haben jeden Tag mit vielen Menschen zu tun und müssen in der Lage sein, deren Bedürfnisse und Herausforderungen zu verstehen und Lösungen adäquat zu kommunizieren. Ein sicheres Auftreten kommt ihnen zugute, wenn sie Präsentationen und Schulungen halten. Eine ausgeprägte Lernbereitschaft sorgt dafür, dass sie immer auf dem neuesten Stand und damit konkurrenzfähig bleiben.
Arbeiten sie nicht als Inhouse-SAP-Consultants, sollten sie zudem über eine hohe Bereitschaft zum Reisen verfügen, weil sie in unterschiedlichen Unternehmen ‒ mitunter sogar international ‒ zum Einsatz kommen. Die Komplexität und Vielzahl der Aufgaben setzen darüber hinaus eine gewisse Stresstoleranz und Belastbarkeit voraus: SAP-Berater:innen kommen nicht selten auf eine recht hohe Stundenzahl – dafür wird der Job aber in der Regel sehr gut vergütet.