Geleekügelchen für den Klimaschutz?
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Bahnbrechende Ideen kennen kein Alter: Als Cornelius-Ägidian Quint mit zwölf Jahren beschloss, den Klimawandel zu bekämpfen, konnte niemand ahnen, dass seine Forschung zu einer vielversprechenden Erfindung für den Moorschutz führen würde. Seine Geschichte zeigt, welches Potenzial in jungen Innovatoren steckt.
Mit zwölf Jahren erkannte Cornelius-Ägidian Quint die Dringlichkeit des Klimawandels und beschloss, etwas dagegen zu tun: „Ich habe mich auf die Suche nach einem natürlichen CO₂-Speicher gemacht.“ Während seiner Recherche im Jahr 2016 durchforstet der Husumer Literatur und Datenbanken und findet schließlich das Sphagnum fallax – eine von vielen Torfmoosarten. Das auf den ersten Blick unscheinbare hellgrüne Gewächs entpuppte sich als Wundermittel gegen den Klimawandel.
Die Fähigkeit, große Mengen an Kohlenstoff aus CO₂ zu binden, und der fehlende Zersetzungsprozess im Moor machen Torfmoos zu einem vielversprechenden Klimaschutz-Mittel. „Abgestorbene Pflanzen können in dem wasserreichen und sauerstoffarmen Milieu nicht abgebaut werden und bilden eine Torfschicht, in der das Treibhausgas gespeichert bleibt“, erklärt Quint. „Das Moor wächst durch diesen Prozess um etwa einen Millimeter pro Jahr an und senkt dadurch die CO₂-Emissionsbelastung.
In Deutschland wurden nach Angaben der Bundesregierung rund 92 % der ursprünglichen Sumpfgebiete entwässert, abgetorft und in land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt. Mit verheerenden Folgen: Neben der Speicherung von Kohlenstoff binden Moore große Mengen an Flüssigkeit und tragen so zur Regulierung des Wasserspiegels bei. Trotz des starken Rückgangs dieser Landschaften nehmen die verbliebenen fünf Prozent so viel Treibhausgase wie alle deutschen Wälder zusammen auf.
Eine Tatsache, die den Jungforscher bei seiner Suche nach einem natürlichen CO₂-Speicher antreibt. Inspiriert von einem Schulexperiment, beginnt Quint im Labor der Herman-Tast-Schule in Husum, gelleeartige Kügelchen mit Pipetten in Bechergläsern herzustellen, die er „Torfmooskügelchen“ nennt. In gefiltertem Moorwasser und umhüllt von Alginat, einem Kohlenhydrat aus Algen, verpackt er vermehrungsfähige Pflanzenzellen des Torfmooses Sphagnum fallax. Diese kleinen „Saatbeutel“ tragen das Erbgut des Mooses in sich und können auf feuchte Flächen gestreut werden, um dann zu wachsen.
Seit mittlerweile acht Jahren forscht der heute 20-jährige Medizinstudent an seiner Erfindung und entwickelt sie immer weiter. Im Herbst 2024 starteten die ersten Feldversuche, bei denen seine Torfmooskügelchen in der Praxis getestet wurden.
Text: Rena Lossau